Wie Wohnen disrupted wird

Freitag — 7. Dezember 2018

Was ich in der Bay Area -hier leben auf einem Streifen von 100 km entlang der Küste fast 7 Millionen Menschen- beobachten konnte….

  • Wohnen wird standardisiert…die economy of scale ist im Bauen angekommen!
  • Wohnen wird geteilt…Co-Living ist da!
Das berufliche „Hopping“ geht einher mit einer hohen Flexibilität beim Wohnen, dem Wohnumfeld und dem Wohnort.

In der Bay Area wechselt man den Job häufig – sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter sehen das als einen Vorteil an: Unternehmen erhalten Zugang zu genau dem Know How, das sie in dieser Phase ihrer Unternehmensentwicklung benötigen. Mitarbeitende suchen sich Aufgaben und Teams aus, in denen sie sich einbringen wollen. Das berufliche „Hopping“ geht einher mit einer hohen Flexibilität beim Wohnen, dem Wohnumfeld und dem Wohnort. So wie die Menschen sich in Windeseile an neue Kollegen und Offices gewöhnen, so finden sie sich in ihrem neuen Wohnumfeld ein.

Impuls für diesen Trend sind sicher auch die explodierenden Mieten in der Bay Area.

Impuls für diesen Trend sind sicher auch die explodierenden Mieten in der Bay Area. Sie zwingen Menschen zum „Sharen“ ihrer Wohnung -die WG ist längst nicht mehr nur bei Studenten verbreitet- sie ist auch für gut verdienende Mitarbeiter der Digital-Industrie an der Tagesordnung. Manch einer war aus ökonomischen Gründen oder einfach mangels verfügbarem Wohnraum gezwungen, sich eine Wohnung zu teilen. Viele haben die Vorzüge in der Folge für sich entdeckt und bleiben nun in diesem Wohnmodell.

Bauträger und Generalunternehmer setzen auf diesen Trend und realisieren dazu zahlreiche Projekte: Bestandsobjekte in zentraler Lage werden in Co-Living-Spaces umgebaut und Quartiere in mittelgroßen Städten werden zu "shared living“ umgestaltet.

Bauträger und Generalunternehmer setzen auf diesen Trend und realisieren dazu zahlreiche Projekte: Bestandsobjekte in zentraler Lage werden in Co-Living-Spaces umgebaut und Quartiere in mittelgroßen Städten werden zu „shared living“ umgestaltet. Auf der grünen Wiese entstehen riesige Wohnparks, die ebenso konzipiert sind. Mitgeliefert werden alle Services rund um´s Wohnen und Arbeiten, die der Bewohner so braucht. Dienstleister -seien es Menschen oder elektronische Services bis hin zum Roboter- nehmen dem Bewohner, der zum User wird, viele Hangriffe ab. Im Rahmen dieser Projekte wird Bau „standardisiert“ und industrialisiert – ich werde dazu noch separat berichten.

„Das Leben im Abo“ – das sehen wir hier an der Westküste der USA in sehr vielen Lebensbereichen – auch und gerade rund um´s Wohnen. Food-Lieferungen nach Hause, Convenience-Food bester Qualität im quartiereigenen Store, Reinigungs-Service für Hemden, Wohnung, Auto sowie elektronische Concierge-Services, individuelle Paketboxen für die Bewohner – all das ist hier an der Tagesordnung. Kurzum: „Wohnen as a Service“ ist hier Realität. Meine These: all das wird auch nach Europa kommen. Warum? – der Wohlstand steigt weltweit und damit geht der Wunsch der Menschen nach einer neuen und sehr flexiblen „Customer Experience“ einher. Vom Besitz zur Experience – das sehen wir an vielen Stellen unseres Lebens heute: in Großstädten wird dies auch Einzug in Europa halten. Sehr bald!

Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass „Verbraucher“ zu „Usern“ werden, die ihr Privatleben weltweit öffentlich machen? – heute ist das Realität. Wer hätte geglaubt, dass Deutsche sich ihr Auto mit vielen anderen teilen? – auch das ist heute Realität. Es wird immer deutlicher, dass der weltweit steigende Wohlstand auch zu ähnlichen Bedürfnissen der Menschen führt. Vom Smart Phone ausgehend erfolgt eine Harmonisierung der Wünsche und der Lebenswelten. Das werden wir auch im urbanen Wohnen in Europa erleben!

Der Autor — Marc Natusch.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die traditionell starke und professionelle deutsche Bau- und Bauzulieferindustrie erhebliche Wachstumschancen national und international hat, wenn sie die Chancen der Technisierung von Gebäuden, der Digitalisierung von Bau-Prozessen und der Customer Journey konsequent nutzt. Was wir dazu aus anderen Ländern lernen können, will ich auf meiner Reise erfahren.

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