Eine Region im Start-Up-Mode.
30.000 Technologie-Unternehmen wurden in den letzten 2 Jahren in der Bay Area rund um San Francisco gegründet - eine gewaltige Anzahl! Jedes dieser Start-Ups verfolgt eine Idee, eine Technologie, eine Applikation, die ihre Gründer reich machen soll. Amazon, Google und Apple sind Vorbilder, denen nachgeeifert wird und die gleichzeitig von den Start-Ups attackiert werden. Es herrscht ein hyper-competitives Umfeld!
Im Mittelpunkt der kleinen und großen TEC-Unternehmen steht – der Kunde. Sei die Aufgabe des Kunden noch so groß oder klein – sie wird hier bearbeitet. Die Bay Area hat dazu Techniken hervorgebracht, wie Innovationen schnell „erdacht“ und zur Serie gebracht werden. Viele Menschen hier haben diese Techniken verinnerlicht und setzen sie ein: Lean Launchpad, Lean Startup, Design Thinking, Open Innovation – um nur einige zu nennen. Eine ganze Industrie von Bildungsträgern vermittelt die Inhalte an Gründer und Mitarbeiter. Die Schlagworte sind allgegenwärtig!
Start-Ups entstehen aus den namhaften Hochschulen der Region heraus. Fachkräfte aus Europa und Asien kommen hierher, um zu gründen und vom Spirit, dem Know How der Region sowie vom Kapital der Region zu profitieren. Und auch mancher Junge aus der Unterklasse gründet, um ein weiterer Jeff Bezos oder Marc Benioff zu werden. Start-Ups im Valley entwickeln ungeheuer schnell – aus zwei Gründen: sie sind nicht beschränkt durch Regularien großer Unternehmensorganisationen und sie setzen oft ihr Erspartes ein, um zu starten. Bei den hohen Kosten für Wohnen, Office, Team-Mitglieder und Leben in der Gegend sind diese Mittel schnell aufgezehrt – bis dahin muss ein präsentabler Prototyp vorliegen, der dann zu einer ersten „Fundraising-Runde“ eingesetzt werden kann. Dann schlägt die Stunde der „VC´s“, der Venture Capital Firmen, von denen es hier tausende gibt. Sie selektieren aus unzähligen Start-Ups diejenigen, die ihnen erfolgversprechend erscheinen. In einer ersten Seed-Runde sowie späteren A-, B- und C-Runden werden Mittel „geraist“, die aus der Idee einen Prototypen, ein verkaufsfähiges Produkt und ein skalierbares Geschäftsmodell werden lassen. Zeit für diesen Prozess zur Entwicklung von Produkt und Geschäftsmodell gibt sich hier keiner: schnelles und starkes Wachstum sind gewünscht. Dabei coachen VC´s, Bildungsträger und viele andere in der Bay Area die Start-Ups auf ihrem Weg nach oben.
Ach ja: schnell muss es gehen – auch mit dem Scheitern: Ideen, die sich nicht durch- oder umsetzen lassen, müssen schnell vom Tisch, um nicht unnötig Geld zu verbrennen. Es gilt: „Kill your Baby!“ – soll heißen: teste schnell ab, ob die Idee den Durchbruch bringen wird – wenn nein, lass sie fallen und gehe das nächste Thema an. Die Methodik zur Evaluierung neuer Ideen und Innovationen ist stark auf dieses „fail fast“ ausgerichtet und alle setzen sie ein: die großen etablierten Firmen genauso wie die am Anfang stehenden Start-Ups.
Die Gründer von heute sind naturgemäß die potentiellen Angreifer auf die Geschäftsmodelle von Google, Apple und Co. Gleichwohl profitieren die BIG 5 erheblich von der Start-Up-Szene: relevante Techniken werden in unabhängigen Start-Ups in unvorstellbar kurzer Zeit entwickelt und zur Marktreife gebracht. Häufig greifen die großen „Corporates“ genau dann zu und übernehmen die (noch) kleinen Angreifer. Das ist für die Gründer interessant: sie bezahlen damit ihre Studienkredite zurück und sitzen dann oft einem großen Sack Geld. Entweder sie bleiben weiter im Start-Up-Mode und gründen ein neues Unternehmen, gehen in die VC-Szene und kaufen selbst Unternehmen oder sie gehen ins Angestelltenverhältnis bei dem Unternehmen, das ihnen gerade ihr Unternehmen abgekauft hat. Einer meiner Gesprächspartner in der Bay Area sagte mir: „Im Start-Up sind wir 3 Mal schneller als im Großunternehmen.“ Ich füge an: und langsam ist hier niemand.
Beeindruckend ist, dass gemessen an europäischen Massstäben auch die multinationalen Digital-Konzerne sehr jung geblieben sind und an vielen Stellen noch Züge des Start-Up-Modes haben. „Fail fast“ gilt auch bei „den Großen“ der Region und die aggressive Innovationskultur findet sich auch bei ihnen:
- Inkrementelle Weiterentwicklungen gelten hier nicht als Innovation.
- Regeln bestehender Märkte ausser Kraft zu setzen und durch neue Geschäftsmodelle zu disrupten – das ist ihr Ziel.
- Der absolute Fokus auf den Kunden, dessen „Schmerzen“ und darauf, ihm Wert zu kreieren – danach richten sie sich aus.
Wie sagte einer der Entrepreneure hier im Valley mit nicht zu überhörender Deutlichkeit zu mir: „Firmen, die den Fokus auf ihre Kunden nicht jeden Tag erneut schärfen, werden verschwinden.“
In Silicon Valley it´s all about business and creating value!